Lateinische Abkürzungen in Handschriften

Lateinische Handschriften, insbesondere aus dem Mittelalter, sind oft voller Abkürzungen, die das Schreiben beschleunigen und Platz sparen sollten. Diese Abkürzungen wurden in Klöstern und Schreibstuben von Mönchen und Gelehrten entwickelt und folgten bestimmten Konventionen.

Arten lateinischer Abkürzungen

  1. Suspensionskürzungen (Abbreviatio per suspensionem)

    • Ein Wort wird am Ende abgekürzt, oft mit einem Punkt oder Strich.

    • Beispiel: dom. = dominus, imperat. = imperator

  2. Kontraktionskürzungen (Abbreviatio per contractionem)

    • Innerhalb eines Wortes werden Buchstaben ausgelassen.

    • Beispiel: dn̄s = dominus, Ihm̄ = Ieremias

  3. Tironische Noten

    • Eine Art Stenografie, die auf den römischen Schreiber Marcus Tullius Tiro zurückgeht.

    • Beispiel: ⁊ = et (und), ein Vorläufer des &-Zeichens.

  4. Überstrichene Buchstaben

    • Ein horizontaler Strich über einem Buchstaben zeigt an, dass Buchstaben fehlen.

    • Beispiel: q͞d = quod, h̅u̅s = huius

  5. Numerische Abkürzungen

    • Besonders in Chroniken und Rechtsdokumenten wurden römische Zahlen oft abgekürzt.

    • Beispiel: = 10 (X), = 100 (C)

Beispiele häufiger Abkürzungen

  • a.d. = anno domini („im Jahr des Herrn“)

  • p.s. = post scriptum („nach dem Geschriebenen“)

  • q.e.d. = quod erat demonstrandum („was zu beweisen war“)

  • etc. = et cetera („und so weiter“)

  • ibid. = ibidem („ebenda“)

Fazit

Lateinische Abkürzungen waren ein wichtiges Hilfsmittel zur Vereinfachung des Schreibens und sind für Historiker und Philologen von großer Bedeutung. Wer alte Handschriften entziffern möchte, muss diese Kürzungstechniken verstehen, da sie einen Großteil der Texte ausmachen.

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