Lateinische Ordnungszahlen: Aufbau und Verwendung

Lateinische Ordnungszahlen (Numeri ordinals) sind ein zentraler Bestandteil der lateinischen Grammatik. Sie dienen dazu, die Reihenfolge von Dingen auszudrücken, und entsprechen den Ordnungszahlen, die wir im Deutschen als „erster, zweiter, dritter“ kennen. Im Gegensatz zu den Kardinalzahlen (Numeri cardinales), die die Menge angeben, beschreiben Ordnungszahlen eine Position in einer Reihe.


1. Lateinische Ordnungszahlen im Überblick

Die lateinischen Ordnungszahlen lauten wie folgt:

Deutsch Lateinisch Abkürzung
Erster primus, -a, -um 1.
Zweiter secundus, -a, -um 2.
Dritter tertius, -a, -um 3.
Vierter quartus, -a, -um 4.
Fünfter quintus, -a, -um 5.
Sechster sextus, -a, -um 6.
Siebter septimus, -a, -um 7.
Achter octavus, -a, -um 8.
Neunter nonus, -a, -um 9.
Zehnter decimus, -a, -um 10.

Für größere Zahlen werden die Ordnungszahlen durch Anhängen des Suffixes -esimus, -a, -um an die Grundzahl gebildet, z. B.:

  • Elfter: undecimus, -a, -um (aus undecim, elf)
  • Zwanzigster: vicesimus, -a, -um (aus viginti, zwanzig)
  • Hundertster: centesimus, -a, -um (aus centum, hundert)
  • Tausendster: millesimus, -a, -um (aus mille, tausend)

2. Grammatikalische Merkmale

Lateinische Ordnungszahlen verhalten sich wie Adjektive der a-/o-Deklination und passen sich in Genus, Numerus und Kasus dem Substantiv an, auf das sie sich beziehen.

Beispiele:

  • Primus puer venit. – Der erste Junge kommt. (primus passt sich an das maskuline puer an.)
  • Prima puella venit. – Das erste Mädchen kommt. (prima ist hier feminin.)
  • Primum iter confecimus. – Wir haben die erste Reise abgeschlossen. (primum ist neutral.)

3. Verwendung lateinischer Ordnungszahlen

a) In der Zeitangabe:
Ordnungszahlen werden oft für Datumsangaben und Reihenfolgen verwendet:

  • Die tertia mensis Ianuarii – Der dritte Tag des Monats Januar.
  • Secundum bellum Punicum – Der zweite Punische Krieg.

b) In der Literatur und Philosophie:
Lateinische Autoren wie Cicero, Vergil oder Caesar nutzen Ordnungszahlen, um Ereignisse oder Argumente zu strukturieren:

  • Primum, deinde, tertium… – Erstens, zweitens, drittens.

c) In der Wissenschaft:
Ordnungszahlen tauchen auch in wissenschaftlichen Bezeichnungen auf, z. B. bei chemischen Elementen (Secundus saturatus – zweite Sättigung) oder astronomischen Phänomenen.


4. Praktische Beispiele

  • Prima via Romae: Die erste Straße Roms.
  • Quartus liber Aeneidos: Das vierte Buch der Aeneis.
  • Nonus annus regni: Das neunte Jahr der Herrschaft.

5. Der Einfluss lateinischer Ordnungszahlen auf andere Sprachen

Lateinische Ordnungszahlen haben viele moderne Sprachen beeinflusst. Beispiele sind:

  • Italienisch: primo, secondo, terzo
  • Spanisch: primero, segundo, tercero
  • Französisch: premier, deuxième, troisième
  • Englisch: first, second, third (wobei second direkt aus dem Lateinischen secundus stammt).

Fazit

Lateinische Ordnungszahlen sind nicht nur für das Verständnis der lateinischen Sprache wichtig, sondern haben auch in modernen Sprachen und wissenschaftlichen Disziplinen Spuren hinterlassen. Sie sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie das Lateinische auch heute noch präsent ist.


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