Augustinus von Hippo: Zitate eines bedeutenden Kirchenvaters

Augustinus von Hippo (354–430 n. Chr.) war ein einflussreicher Theologe, Philosoph und Kirchenvater, dessen Werke nicht nur die christliche Theologie maßgeblich prägten, sondern auch die westliche Philosophie und Denkweise. Besonders seine Werke „Bekenntnisse“ und „Der Gottesstaat“ sind von historischer Bedeutung und enthalten tiefgründige Gedanken zu Themen wie Glaube, Erkenntnis, Freiheit und die Beziehung zwischen Mensch und Gott.

Die Zitate von Augustinus bieten nicht nur Einblicke in seine theologische Sichtweise, sondern auch in seine persönliche Reise von einem Leben in Sünde zu einem Leben im Glauben. In diesem Beitrag präsentieren wir einige seiner bekanntesten Zitate und erläutern ihre Bedeutung.


1. „Du hast uns auf dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“

Bekenntnisse, Buch I, 1

Dieses Zitat aus Augustinus’ „Bekenntnissen“ reflektiert seine Sicht auf den Menschen als ein Wesen, das in seiner tiefsten Natur nach Gott strebt. Augustinus beschreibt das menschliche Herz als unruhig, solange es nicht in einer Beziehung zu Gott steht. Dies ist ein zentrales Thema in seinen Schriften, da er davon überzeugt war, dass nur der Glaube und die Hingabe an Gott den inneren Frieden und die wahre Erfüllung bringen können.

Bedeutung: Dieses Zitat lädt dazu ein, über den Sinn des Lebens nachzudenken und die Sehnsucht nach einer tieferen spirituellen Verbindung zu erkennen. Für Augustinus war Gott der einzige Ort, an dem der Mensch echte Ruhe und Zufriedenheit finden konnte.


2. „Lerne, den Menschen zu erkennen, und du wirst Gott erkennen.“

Bekenntnisse, Buch IX, 10

In diesem Zitat spricht Augustinus die Idee an, dass die Erkenntnis des Menschen und seiner Schwächen ein Schritt auf dem Weg zur Erkenntnis Gottes ist. Er sah den Menschen als ein Spiegelbild Gottes, mit dem Potenzial zur Erkenntnis des Göttlichen, aber auch mit der Fähigkeit zu Fehlern und Sünde. Indem man den Menschen versteht – seine Natur, seine Bedürfnisse und seine Schwächen – könne man auch ein tieferes Verständnis für die göttliche Wahrheit entwickeln.

Bedeutung: Augustinus fordert zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur auf, um durch diese Reflexion das Göttliche zu erfassen und zu verstehen.


3. „Glaube ist, glauben zu können, was du nicht siehst.“

Bekenntnisse, Buch X, 27

Dieses Zitat bezieht sich auf die Bedeutung des Glaubens als ein Akt des Vertrauens und der Überzeugung, ohne immer direkte Beweise zu haben. Für Augustinus war der Glaube eine Tugend, die es dem Menschen ermöglichte, die Unsichtbarkeit Gottes und der göttlichen Wahrheit zu akzeptieren. Glaube war für ihn nicht nur ein intellektuelles Verständnis, sondern eine tiefere, persönliche Erfahrung.

Bedeutung: Augustinus erinnert uns daran, dass der wahre Glaube nicht auf Beweisen oder sichtbaren Wahrheiten basiert, sondern auf Vertrauen und der inneren Überzeugung in die göttliche Präsenz.


4. „Ich frage dich nicht, dass du mir das alles erklärst. Ich will nur, dass du in mir bist, damit ich es erkenne.“

Bekenntnisse, Buch X, 40

Dieses Zitat spiegelt Augustinus’ persönliche spirituelle Reise wider, bei der er nach Gottes Präsenz in seinem Leben suchte. Er verstand, dass wahre Erkenntnis nicht nur durch intellektuelles Wissen oder rationale Argumente erlangt wird, sondern durch die direkte Erfahrung der göttlichen Gegenwart. Es geht darum, Gott nicht nur zu verstehen, sondern Ihn in sich selbst zu erfahren.

Bedeutung: In diesem Zitat wird die Bedeutung der spirituellen Erfahrung und der persönlichen Begegnung mit Gott betont. Es erinnert uns daran, dass der Glaube und das Verständnis oft tief in der eigenen spirituellen Praxis und in der Nähe zu Gott liegen.


5. „Liebe und tu, was du willst.“

De libero arbitrio, Buch I, 6

Eines der bekanntesten Zitate von Augustinus ist „Liebe und tu, was du willst“, welches in seinen Betrachtungen über den freien Willen und die göttliche Liebe vorkommt. Augustinus betonte, dass wahre Liebe – die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen – den Menschen in seinem Handeln führt. Wenn der Mensch die Liebe zu Gott in seinem Leben an die erste Stelle setzt, dann wird sein Handeln immer mit Gottes Willen übereinstimmen, weil Liebe als göttliche Tugend das moralische Handeln bestimmt.

Bedeutung: Dieses Zitat fordert uns auf, unser Handeln immer in Übereinstimmung mit der Liebe zu Gott und zum Nächsten zu betrachten. Wenn wir in Liebe handeln, wird alles andere in unserem Leben den richtigen Kurs finden.


6. „Wer sich von der Wahrheit entfernt, der entfernt sich von sich selbst.“

De vera religione, Buch II, 21

Augustinus sah die Wahrheit als etwas Unveränderliches und Göttliches, das für die Menschen von zentraler Bedeutung war. In diesem Zitat geht es darum, dass der Mensch, der sich von der Wahrheit entfernt – sei es durch Sünde, falsche Vorstellungen oder eine Ablehnung Gottes – sich zugleich von seiner eigenen wahren Natur entfernt. Die Wahrheit war für Augustinus nicht nur eine abstrakte Idee, sondern die Grundlage der menschlichen Existenz.

Bedeutung: Dieses Zitat betont die Wichtigkeit, sich der Wahrheit zu stellen und mit der göttlichen Wahrheit in Einklang zu leben. Wer sich von dieser Wahrheit entfernt, verliert den Kontakt zu seiner eigenen wahren Identität.


7. „Die Welt ist ein Buch, und wer nicht reist, liest nur eine Seite.“

De civitate Dei, Buch XVII, 4

Obwohl dieses Zitat oft fälschlicherweise Augustinus zugeschrieben wird, ist es ein schönes Beispiel für seinen Denkansatz, dass Wissen und Weisheit nur durch Erfahrung und Entdeckung erlangt werden können. Augustinus selbst reiste viel und sah in der Welt eine Möglichkeit, mehr über die menschliche Natur, das Leben und die göttliche Ordnung zu erfahren.

Bedeutung: Dieses Zitat fordert dazu auf, nicht nur auf Bücher und Theorie zu setzen, sondern das Leben in seiner Vielfalt zu erfahren, um wirklich zu verstehen und zu wachsen. Es geht um den Wert von Erfahrung und Entdeckung auf dem Weg zur Weisheit.


Fazit: Die Weisheit von Augustinus

Die Zitate von Augustinus von Hippo sind ein wertvoller Schatz an philosophischen und theologischen Einsichten. Sie laden dazu ein, über die Beziehungen zwischen Mensch und Gott, den Sinn des Lebens und die Bedeutung des Glaubens nachzudenken. Augustinus’ Werke und Gedanken sind auch heute noch von großer Bedeutung für die christliche Theologie und die westliche Philosophie. Seine Zitate regen dazu an, die tiefsten Fragen des Lebens zu stellen und sich auf eine Reise der persönlichen und spirituellen Entdeckung zu begeben.